Stadtteil Weiler
Der Stadtteil Weiler ist eng verwoben mit der Geschichte der Burg Steinsberg. Er liegt südlich von Sinsheim und schmiegt sich unterhalb der Burganlage auf der höchsten Erhebung des Kraichgaus, einem vor Millionen von Jahren erloschenen Vulkankegel. Während die Burg bereits 1009 das erste Mal in historischen Urkunden erwähnt wird, datiert der erste Eintrag des Ortes in einem Rentverzeichnis des Stifts von Wimpfen im Jahr 1295. Da der Ort als Burgweiler, also als eine Wohnsiedlung einer Burg, angelegt war, folgt die Geschichte des Ortes und seiner Ortsherren weitestgehend der Geschichte der Burg und der jeweiligen Burgherren.
Die ersten Herren der Burg waren Kraichgaugrafen aus dem Geschlecht der Werinharde. Um 1120 entstand hier ein erster Wohnturm mit Ringmauer. Bereits um das Jahr 1180 wechselte die Burg ihren Besitzer: die Werinharde starben ohne männlichen Nachkommen aus und über eine Erbtochter gelangte sie an die Grafen von Oettingen aus dem Ries. Aufgrund verschiedener reichspolitischer Zerwürfnisse und finanzieller Engpässe mussten die Oettingen 1310 die Burg an die Pfalzgrafen bei Rhein abtreten, die ihrerseits bis etwa 1325 die Burg zeitweise verpfändeten. Bis in das Jahr 1517 übten hier eingesetzte Vögte die kurpfälzischen Rechte aus. In Folge eines Tauschs gelangte die Burg Steinsberg an das Kraichgauer Adelsgeschlecht der Freiherren von Venningen. Ab dem 18. Jahrhundert wurde die Burg nicht mehr ständig bewohnt und de Anlage verfiel ohne ständige Nutzung immer mehr. Bis im Jahr 1973 die Stadt Sinsheim die Anlage erwarb war die Burg im Familienbesitz des noch heute blühenden Adelsgeschlechts der Venningen.
Der Ort Weiler gehörte bis 1806 dem Ritterkanton Kraichgau an. Im Ort sind Zeugnisse der letzten Herren der Burg belegt, wie beispielsweise das "Schlösschen Weiler" von 1797, ein imposantes Amtshaus der Freiherren von Venningen. Nach Ende der Ortsherrschaft war hier eine Zigarrenherstellung und ein Gasthaus untergebracht. Die ehemalige herrschaftliche Kelter der Burg aus dem 17. Jahrhundert ist in den Sechziger Jahren zur Turn- und Festhalle umgebaut worden.
Die katholische Wallfahrtskirche St. Anna am Fuß der Burg geht in ihrem Ursprung auf einen dort aufgestellten Bildstock zurück, an dem bereits regelmäßig Pilger zur Verehrung Gebete sprachen. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche umfänglich erneuert und erhielt Elemente im Stil des Barock. Zwischen 1763 und 1810 pilgerten jedes Jahr zum Annafest am 26. Juli einige hundert Menschen auf den Steinsberg. Die evangelische Kirche St. Leonhard wurde 1787 von reformierten und lutherischen Gemeinden des Ortes erbaut. Zuvor hatte der Gottesdienst beider Gemeinden abwechselnd im Rathaus stattgefunden, nachdem eine 1572 erwähnte Kirche der Reformierten im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war. 1869 wurde die evangelische Kirche renoviert und erweitert. Die katholische Kirche "Heilige Familie" in der Kaiserstraße wurde 1908 bis 1909 nach Plänen des Bauinspektors Ludwig Maier aus Heidelberg erbaut. Die originale neogotische Ausstattung wurde nach einem Dachstuhlbrand 1984 aufwendig restauriert und wiederhergestellt.
Das Rathaus wurde 1928 anstelle eines Vorgängerbaus errichtet. Auf dem Dorfplatz vor dem Alten Schulhaus befindet sich der markante Bärenbrunnen. Zu Weiler gehören noch die Höfe Birkenau, Buchenau und die Wohnsiedlung Hammerau, die auf private Initiative in den Sechziger Jahren entstanden ist. Der Teilort Weiler gehört zu einem von vier Modell-Stadtteilen, die seit 2018 an einem Konzept zur Verbesserung der Lebensqualität und des Lebensumfeldes insbesondere für Senioren arbeiten. Heute leben in Weiler 1919 Menschen.
Einführende Literatur:
Hartmut Riehl: Auf den Spuren der Adelsgeschlechter in Sinsheim, Sinsheim 2020
Zimmermann-Ebert, Käthe: Grosse Kreisstadt Sinsheim: rund um den Steinsberg, hrsg. von der Großen Kreisstadt Sinsheim, Karlsruhe/ Sinsheim 1990
Hartmann, Albrecht: Ortschronik Weiler, Sinsheim 2006