Schaufensterexpertin beriet Sinsheimer Einzelhändler
icon.crdate26.07.2023
Den eigenen Laden „durch die Kundenbrille betrachten“ lautet einer der wichtigen Tipps für eine attraktive Gestaltung, die Karin Wahl, Spezialistin für den Bereich Schaufenstergestaltung, den Sinsheimer Einzelhändlern bei einer ebenso informativen wie unterhaltsamen Abendveranstaltung in der Dr.-Sieber-Halle mit auf den Weg gab.
Vom Schaufenster zum Wow-Fenster
Das Schaufenster beeinflusst entscheidend, ob Kundschaft am Laden vorbeizieht oder den Weg in das Geschäft sucht. Attraktive Schaufenster unterstützen nicht nur die jeweiligen Einzelhändler selbst, sondern sorgen auch für eine Steigerung der Attraktivität der gesamten Einkaufsstraßen. Dabei kann ein Perspektivenwechsel mitunter augenöffnend sein: Den eigenen Laden „durch die Kundenbrille betrachten“ lautet einer der wichtigen Tipps für eine attraktive Gestaltung, die Karin Wahl, Spezialistin für den Bereich Schaufenstergestaltung, den Sinsheimer Einzelhändlern bei einer ebenso informativen wie unterhaltsamen Abendveranstaltung in der Dr.-Sieber-Halle mit auf den Weg gab.
Eingeladen hatten die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, die Stadt Sinsheim und das Wirtschaftsforum Sinsheim, an dem Abend vertreten durch André Trendl von der IHK, Melanie Wricke von der städtischen Wirtschaftsförderung, Knut Meißner, Vorsitzender des Vorstands des Wirtschaftsforums Sinsheim sowie Thomas Hohlweck, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Handel im Wirtschaftsforum Sinsheim. Das Angebot richtete sich an alle Sinsheimer Einzelhändler. Neun Unternehmen waren der Einladung gefolgt und erfuhren von Wahl in einer anregenden Präsentation einiges über attraktive Aufbauprinzipien, Farbenlehre und Beleuchtung. Beim anschließenden Rundgang durch die Sinsheimer Innenstadt konnten die Teilnehmer – aufgeteilt in drei Gruppen – ihren nun geschärften Blick direkt in der Praxis testen und Schaufenster anhand der vermittelten Prinzipien unter die Lupe nehmen. Die Ergebnisse wurden anschließend präsentiert und diskutiert. Dabei ging es, wie Wahl betonte, keinesfalls darum, irgendein Geschäft vorzuführen oder schlechtzureden. Im Gegenteil: Nicht nur wurden die Eindrücke anonymisiert gesammelt, der Blick wurde auch ganz bewusst für alles geöffnet, was bereits positiv ins Auge fällt. Ganz vorne mit dabei und auch von Wahl immer wieder betont: Licht. Ein gut ausgeleuchtetes Schaufenster fällt auf. Wer dann noch Sauberkeit und Ordnung im Blick behält, macht schon vieles richtig.
„Wer ein Schaufenster neun Sekunden lang betrachtet, wird das Geschäft Studien zufolge mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit betreten“, wusste Wahl. „Machen Sie Ihre Schaufenster also zu ‚Wow-Fenstern‘, an denen der Blick gerne verweilt.“
Am Ende des Abends zogen alle Teilnehmenden ein durchweg positives Fazit. Nicht zuletzt, weil Wahls Begeisterung sowohl für ihr Fachgebiet als auch für die Schönheit Sinsheims ansteckend wirkten. „Ich habe mich richtig gefreut, hier durch die Stadt zu schlendern“, sagte sie bereits bei der Begrüßung der Teilnehmer. Aus einer Großstadt kommend blicke sie mit großer Freude auf graffitifreie Fassaden und vergleichsweise wenig Leerstand in Sinsheim. „Beim Verlassen des Bahnhofs über die Brücke in Richtung Bahnhofstraße habe ich überall Blumen gesehen.“ Eine wahre Wohltat für das Auge sei das. „Sie müssen mal sehen, was Sie hier Großartiges haben“, appellierte sie an die Teilnehmenden. Auch das sei ein Stück Marketing und Kundengewinnung: „Wenn ich Freunde habe, die immer nur klagen, und Freunde, die lächelnd das Beste aus jeder Situation mache, wen besuche ich dann wohl lieber?“
Für vier Sinsheimer Einzelhändler folgte auf die Theorie des Abends am nächsten Tag die Praxis in Form einer jeweils einstündigen Einzelberatung durch die Expertin. Auch dies war Teil des Angebots, das IHK, Stadt und Wirtschaftsforum gemeinsam finanzieren. Dabei zeigte sich, dass jeder von Wahls professioneller Sicht profitieren kann. „Man wird betriebsblind“, war ein Satz, den Wahl an diesem Tag mehr als einmal hörte. Dabei bietet sie für alle Herausforderungen simple und pragmatische Lösungen: Ein offenes Schaufenster, das den Blick direkt in die Verkaufsfläche lenkt? Hier lässt sich mit schmalen mobilen Rückwänden oder auch an der Decke befestigten Stoffbahnen Ruhe schaffen. Viel Ware, die gezeigt werden möchte, aber wenig Platz? Auf einem selbstdrehenden Element im Schaufenster finden viele kleinteiligen Waren wie Schmuck Platz, ohne dass das Fenster überladen wirkt. Zugegeben, dies war eine der aufwendigeren und kostspieligeren Ideen, die Wahl mitbrachte. Manchmal hilft es aber schon, die Ware einfach ein wenig zu verrücken, weil sie bisher von einer Säule verborgen wurde. Oder nach Farbgruppen zu sortieren, um für klare Strukturen zu sorgen. Auch Eingangsbereiche lassen sich mit wenigen Handgriffen so umgestalten, dass Besucher künftig geradezu in den Laden gelenkt werden, getreu dem Motto, das Wahl sehr gerne zitiert: „Die Füße gehen nur dahin, wo das Auge bereits war.“