Stadtteil Steinsfurt

Wenngleich Steinsfurts erste urkundliche Erwähnung mit dem 6. Januar 1100 in der Gründungsurkunde des Benediktinerklosters Sinsheim festgeschrieben steht, zählt es zu den ältesten Siedlungsgebieten im Bereich der Elsenz. Zahlreiche Ausgrabungen und Funde belegen dies eindrucksvoll, beginnend mit der Jungsteinzeit über die Latène-Epoche bis hin zu den Merowingern. Ein besonderes Augenmerk gilt der Besiedelung durch die Römer und der Ansiedlung Salioba im Hinterland des Limes. Aus den zahlreichen Funden jener Zeit ragt die berühmte Jupitergigantensäule heraus – ein eindrucksvolles Schmuckstück der damaligen Kunst. Sie zeugt von der Bedeutung dieser Ansiedlung. Steinsfurt war sehr eng mit dem Sinsheimer Kloster verbunden, wurde jedoch durch Brandschatzungen und Plünderungen in Kriegen immer wieder zerstört. Das erste nachweisbare Lebewesen (placodus gigas AGASSIZ) ist wesentlich älter. Die Pflasterzahnechse lebte vor rund 250 Millionen Jahren und wurde 1915 im Steinbruch Frauenwald gefunden. Heute wird sie im Frankfurter Senckenbergmuseum ausgestellt. Zu den heutigen Sehenswürdigkeiten zählt das Lerchennest. In diesem über 400 Jahre alten kleinbäuerlichen Anwesen in fränkischer Fachwerkbauweise schlug in den frühen Morgenstunden des 5. August 1730 die geplante Flucht des preußischen Kronprinzen Friedrich fehl. Der 18-jährige wollte die Reise seines Vaters König Friedrich Wilhelm I. von Preußen durch Süddeutschland nutzen, um von Steinsfurt aus nach Frankreich zu fliehen und sich dem Einzugsbereich seines Vaters zu entziehen. Die Flucht, einer der Höhepunkte des Vater-Sohn-Konfliktes im preußischen Herrscherhaus, scheiterte. Seit 1976 macht das Friedrich der Große Museum im Lerchennest auf dieses Ereignis sowie auf das Leben und Wirken des großen Monarchen aufmerksam.
Die Alte Kaserne (Lerchenneststraße 8), ein stattliches Fachwerkgebäude aus dem 16. Jahrhundert, wurde mehrfach zerstört, u.a. 1626 und 1704, und wiederaufgebaut. Der Keller besitzt ein historisches Kreuzgewölbe. Im März 1661 war dieser Keller Treffpunkt von 53 aus der Schweiz eingewanderten Täufern. Die kurfürstliche Verwaltung bestrafte ihr angebliches Vergehen hart. Die Mennoniten baten weiter um ihre freie Religionsausübung und erhielten diese 1661 durch Kurfürst Karl Ludwig bestätigt. Der Täuferkeller gilt als wichtiger Ort in der Bestrebung um Glaubensfreiheit und in der mennonitischen Geschichte.
Die katholische Kirche St. Peter wurde 1803/04 anstelle eines Vorgängerbauwerks von 1662/63 errichtet. Vor der Kirche ist eine Sandsteinstatue des Brückenheiligen Johannes Nepomuk von 1742 aufgestellt, die sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst auf der Elsenzbrücke befand. Die evangelische Kirche wurde 1936/37 nach Plänen des Mannheimer Architekten Christian Schrade erbaut und am 28. November 1937 eingeweiht. Bei der Kirche befindet sich noch ein evangelischer Kindergarten, der 1884 erbaut und 1955 sowie 1988 umgebaut und erweitert wurde. Die alte evangelische Kirche wurde 1769/70 von der reformierten Gemeinde errichtet und ab 1821 von der vereinigten evangelischen Gemeinde genutzt. Nach dem Neubau der evangelischen Kirche 1936/37 wurde aus der alten Kirche ein Kino und anschließend ein Gasthaus. Die jüdische Gemeinde erbaute 1893 nach Plänen von Wilhelm Dick aus Hoffenheim eine Synagoge, die bis 1938 als Gotteshaus genutzt wurde. Das Backsteingebäude befindet sich seitdem in Privatbesitz. Der Verein Alte Synagoge begann 2008 mit der Restaurierung, und die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ernannte die Synagoge im Juni 2008 zum „Denkmal des Monats“. Der bekannteste jüdische Mitbürger war Dr. Hermann Weil, der am 18. September 1868 geboren wurde. Aus kleinsten Kaufmannsanfängen heraus schuf er in Südamerika ein international operierendes, bedeutendes Handelsunternehmen. Dr. Weils Mäzenatentum (u.a. in Steinsfurt die Kochschule) wurde durch die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatgemeinde und der Universität Frankfurt dokumentiert. An die ehemalige Wasserversorgung der Bevölkerung erinnern heute noch drei Brunnen. Der Reißbrunnen als größter der drei wurde 1856 in der heutigen Form ausgebaut.
Zwei Kindergärten Zwei Kindergärten schaffen die Voraussetzungen, dass jedes Kind einen Kindergartenplatz in Anspruch nehmen kann. Der Kindergarten in der Alten Friedhofstraße wird von der evangelischen Kirchengemeinde geführt. Er wurde 1998/99 durch die Stadt Sinsheim im Baugebiet „Zwischen den Hölzern“ für die katholische Gemeinde errichtet. Eine große Zahl von Vereinen mit ihren vielfältigen Aktivitäten bereichert das gesellschaftliche Leben in der Dorfgemeinschaft.