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Stadt Sinsheim

Stadtteil Ehrstädt

Rund sieben Kilometer östlich von der Großen Kreisstadt entfernt, bettet sich Ehrstädt in das Mühlbachtal ein. Die Geschichte des Sinsheimer Stadtteils, in dem aktuell 578 Menschen leben, ist eng verbunden mit der des zwei Kilometer südwestlich über dem Insenbachtal gelegenen Schlosses Neuhaus.

Dem Schloss ging eine Burg voraus. 1329 wurde das "neue Hus" bisher erstmalig in einem Kaufbrief erwähnt. Demzufolge erwarb Albrecht Brusse, der dort ansässig war, die benachbarte Mühle. Vier Jahre später dokumentiert eine weitere Urkunde die Belehnung des besagten Brusse und dessen Schwiegersohn Berthold von Massenbach mit der halben Burg aus der Hand des Grafen Ulrich von Württemberg. Die von Massenbach nannten sich in der Folgezeit schließlich „von Neuhaus“. Parallel zur Burg erhielt Berthold von Massenbach auch hälftig Adersbach zu Lehen. Ehrstädt hingegen gehörte dem Bistum Worms. Die Bischöfe belehnten die von Neuhaus mit der Hälfte dieses Besitzes, der andere Teil wechselte mehrfach die Lehensnehmer. 1541 wurden nach jahrelangen Streitigkeiten klare Verhältnisse geschaffen. Philipp von Neuhaus und Philipp von Gemmingen tauschten ihre jeweiligen anteiligen Lehen an den Dörfern Adersbach und Ehrstädt, wodurch die Burg Neuhaus und Ehrstädt dann in einer Hand lagen. Das Geschlecht der von Neuhaus starb jedoch 1580 aus und das Lehen wurde auf den württembergischen Haushofmeister Christoph von Degenfeld übertragen. Er war es denn auch, der die alte Burg abbrechen und 1596 das Schloss errichten ließ. Die Freiherren von Degenfeld blieben bis 1805 Ortsherren. Danach wurde Ehrstädt badisch.

Ehrstädt selbst wird gesichert bereits 1284 als "Erstat" urkundlich erwähnt. Das Dorf ist jedoch deutlich älter, wie die Baugeschichte der 1793 erneuerten evangelischen Pfarrkirche zeigt. Der Turm weist ein romanisches Doppelfenster auf und kann demnach mindestens ins 12. Jahrhundert datiert werden. Neben der Kirche bildete der Ortsweiher, die Weed genannt, einen zentralen Punkt der Siedlung. Zunächst diente er als Vieh- und Pferdetränke. 1963 entschied sich die Gemeinde, die Wasserstelle neu anzulegen und ihr kam die Funktion eines Brandweihers zu. Die landwirtschaftliche Prägung Ehrstädts vermittelt das Gemeindewappen, auf dem eine Pflugschar flankiert von zwei Sternen dargestellt ist.

Nach einer Erbteilung wurde Christoph Ferdinand von Degenfeld Ehrstädt zugesprochen. 1769 untermauerte er seine Rolle als neuer Ortsherr mit dem Bau eines eigenen Schlösschens. In Christoph Ferdinands Zeit wuchs auch die Zahl jüdischer Schutzbürger, deren Ansiedlung er förderte. 1836 ließ die kleine Gemeinde eine Synagoge bauen. Um die Jahrhundertwende verringerte sich die jüdische Einwohnerschaft durch Abwanderung drastisch. Die Synagoge wurde 1912 verkauft und als Stall bzw. Scheune genutzt. Dadurch entging das Gebäude 1938 den Zerstörungen der Reichspogromnacht. An die ursprüngliche Funktion als jüdisches Gotteshaus erinnert eine hebräische Bauinschrift und ein Hochzeitsstein. Nach einer Sanierung in den Jahren 2004 bis 2005 ist dort eine Begegnungsstätte eingerichtet worden.

Von 2010 bis 2015 war Ehrstädt als eine von dreizehn Kommunen im Modellprojekt zur Reduzierung des Landschaftsverbrauchs bei Neubaugebieten. Außerdem wird zusammen mit anderen Teilorten seit 2018 intensiv an einem Konzept unter Bürgerbeteiligung gearbeitet, um Lebensqualität und Lebensumfeld für Senioren zu verbessern.

Einführende Literatur:

Hartmut Riehl: Auf den Spuren der Adelsgeschlechter in Sinsheim, Sinsheim 2020

Zimmermann-Ebert, Käthe: Grosse Kreisstadt Sinsheim: rund um den Steinsberg, hrsg. von der Großen Kreisstadt Sinsheim, Karlsruhe/ Sinsheim 1990

Friedrich Hub: Ehrstädt und Schloß Neuhaus. Geschichte eines Kraichgaudorfes und seiner Ortsherrschaft nach alten Urkunden und Akten, Ehrstädt 1967

http://www.sinsheim.de//ehrstaedt/geschichte